Nach Zürich. Vom Reisen, Bewegen, Erweitern, Entgrenzen, Ankommen und Abfahren

»Die Schweiz? Aber ich liebe sie!« 

Dies notierte Thomas Mann schon 1923. Als Exilant verbrachte er die Jahre zwischen 1933 und 1938 in Küsnacht, anschließend in den USA. In der Schweiz fanden Thomas Mann und seine Familie Freunde; der Schriftsteller arbeitete hier an wichtigen Werken; und dennoch ist immer wieder von »Entwurzelung« in Briefen und Postkarten die Rede. Für seine Rückkehr nach Europa wählte er in den 1950er Jahren wieder die Schweiz. Er starb hier am 12. August 1955 im Zürcher Kantonsspital und wurde auf dem Friedhof seines letzten Wohnorts Kilchberg beigesetzt. Vom Exil zur Heimat? Weiterlesen „Nach Zürich. Vom Reisen, Bewegen, Erweitern, Entgrenzen, Ankommen und Abfahren“

Ich bin kein Maler! Kollaboration als gemeinsames Basteln an einem assoziativen Gerüst

Wenn X-T Kriszta Nagy von sich behauptet, sie sei eine zeitgenössische Malerin, entspricht dies – sofern man einen erweiterten Malereibegriff voraussetzt, der unter anderem Performance und Fotografie einschließt – der Wahrheit. Das Selbstportrait neben dieser Aussage fungiert allerdings nicht als Porträt des Berufstandes der Malerin wie etwa »Malerin (Marta Hegemann)« (ca. 1925) von August Sander, sondern erinnert in seiner Makellosigkeit und flachen Erotik an Werbefotografien austauschbarer Modelle. X-T Kriszta Nagy bietet sich als Ware an. Ihr Körper erscheint als Einschreibfläche für Erwartungen an sie als Malerin und Mensch. Weiterlesen „Ich bin kein Maler! Kollaboration als gemeinsames Basteln an einem assoziativen Gerüst“

Operationen. Vom Warten in zwei weißen Zellen

Zwei »White Cubes« von unterschiedlicher Atmosphäre und doch ähnlicher Beschaffenheit: weiße Wände, der Geruch von Sterilität, helle Beleuchtung bei nur teilweise gewährtem Blick in die Außenwelt, Sitzgelegenheiten zum Pausieren oder Warten, Anonymität bei gleichzeitiger Verbundenheit, die Beobachtung der Anderen. Zwei Orte der Begegnung von Zahnärztin Dr. med. dent. Danielle Heller Fontana und dem norwegischen Künstler Torbjørn Rødland zu einem Joint Venture der Manifesta 11. Weiterlesen „Operationen. Vom Warten in zwei weißen Zellen“

lost in translation. Übersetzung als Vermittlungsmodell

»Lost in Translation« ist eine der meist weithin bekanntesten und gebrauchten Rede-wendungen in der englischen Sprache. Aber was ist eigentlich verloren in der Übersetzung? Der Übersetzer oder das »Übersetzte«? Was auch immer diese drei simplen Worte andeuten, sie sind der Schlüssel zu meinem Vermittlungsmodell – Übersetzung. Diese Einleitung erscheint gestelzt formuliert, oder? (Abb. 1) Das liegt daran, dass es sich hierbei um eine wortwörtliche Übersetzung eines Textes handelt, der zunächst in Englisch verfasst wurde:

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Real Tourist. Kunstvermittlung mit Etikette

Manifesta 11, Zürich. Künstler Marco Schmitt und Dr. Reto Scherrer, Kommunikationschef der Kantonspolizei, haben sich zusammengetan und präsentieren im Rahmen der Wander-biennale ihre Position »Xterminating Badges«. In der Polizeiwache an der Kasernenstraße können fündige Besucherinnen und Besucher zu bestimmten Öffnungszeiten die Videoarbeit sehen, die aus der Zusammenarbeit hervorging. In den Gängen der ehemaligen Kaserne eilen Uniformierte geschäftig hin und her. Es ist Mittags-pause. Von den passierenden Polizistinnen und Polizisten werden wir wahrgenommen und freundlich gegrüßt. Wie an Einkaufstüten zu erkennen, kommen sie gerade vom lokalen Supermarkt zurück, um in der Wache ihr Mittagessen einzunehmen (Abb. 1).

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Bin ich OK? Diffusion der eigenen Wahrnehmung in autoritären Choreografien

Die Vermittlung beginnt mit einer Choreografie (Abb. 1, 2). Sie versetzt die Zuhörerinnen und Zuhörer in eine innere Ruhe und präsentiert autobiografische Versatzstücke des Schriftstellers Michel Houellebecq, der für die Manifesta 11 mit Dr. med. Henry Perschak, Chefarzt im Zentrum für Medizinische Abklärungen der Züricher Hirslanden-Klinik, zusammengearbeitet hat. Weiterlesen „Bin ich OK? Diffusion der eigenen Wahrnehmung in autoritären Choreografien“

Heroes of Vermittlung. Vom Versuch in einer Ausstellung zu singen und der produktiven Wendung des Sich-Entziehens

»I call you when I need you, my heart’s on fire«

Der spanische Künstler Carles Congost startete im Rahmen der Manifesta 11 eine Projektarbeit mit Roland Portmann, dem Leiter des Bereichs Kommunikation, Schutz und Rettung Zürich. Entstanden ist »Simply the Best« (2016), ein Film, der sich am Beispiel eines jungen Feuerwehrmanns mit der Relevanz des Individuums in der Gesellschaft und der Arbeitswelt, auferlegten Rollen und den damit verbundenen Erwartungen sowie dem
Wunsch, sich diesen zu entziehen, auseinandersetzt. Weiterlesen „Heroes of Vermittlung. Vom Versuch in einer Ausstellung zu singen und der produktiven Wendung des Sich-Entziehens“

As It Happens (In the Form of an Introduction)

Tag 1 unserer Manifesta-Reise, Zürich. Im Ausstellungsgebäude »Löwenbräukunst« in einer Ecke hinter einem Vorhang läuft ein Video auf einem kleinen Fernseher: »The Day Mankind Faded Away« von Mario García Torres (Abb. 2). Zu sehen ist wenig au­ßer flatternde, schwärmende Monarchfalter; zu hören ist wenig außer die Stimme des niederländischen Tenors und »singenden Kunstvermittlers« Eelke van Koot.1 Es gibt Untertitel, ein Satz prägt sich besonders ein: »Wir könnten niemals stattgefunden haben.« Weiterlesen „As It Happens (In the Form of an Introduction)“